«Mehr Staat – weniger Freiheit». Ende
der 70er-Jahre galt unter Liberalen,
was heute bei Jugendlichen völlig out
ist. «Mehr Staat» steht inzwischen für
mehr «Gerechtigkeit» und «Sicherheit».
«Weniger Freiheit» dagegen wird
gleichgesetzt mit «Weniger Wohlstand
». Dass die Jugend so staatsgläubig
geworden ist, mag auf den ersten
Blick erstaunen, tut es aber nicht.
Individualität ist als Begriff tot. Er
ist negativ besetzt. Ihm haftet etwas
Anrüchiges an, mit dem man nicht
gerne verglichen wird. Wer will schon
asozial sein oder so genannt werden?
Das Selbstverständnis, dass andere
für einen verantwortlich sind, wird
Kindern schon früh eingeimpft. Mutter
fährt Kind zur Schule und wartet vor
dem Musikzimmer, bis die Blockflötenlektion
zu Ende ist. Vater begleitet
Sohnemann zum Fussballtraining und
lässt kein Spiel aus. Kinder sind schon
als Baby rund um die Uhr überwacht.
Erst gibt es Babyfon und später Smartphone.
Auch Jugendliche sind heute
rund um die Uhr erreichbar – und wehe
sie nehmen einen Anruf ihrer besorgten
Eltern nicht entgegen.
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